Anhand der Tourismuszahlen aus dem Jahr 2018 merkt man, der südliche Landkreis scheint sein Limit erreicht zu haben. Ca. 2,5 Mio. Übernachtungen konnten verbucht werden, bei ca. 25.000 Einwohnern im Talkessel. Hinzu kommen noch viele Tagesbesucher aus der näheren Umgebung und dem benachbarten Salzburg. Im Vergleich dazu hat die Stadt München bei 1,5 Mio Einwohner „nur“ knapp 17 Mio. Übernachtungen.
Uns ist klar, dass nahezu unsere gesamte Region vom Tourismus lebt und wir alle auf die ein oder andere Weise davon abhängig sind. Jedes Unternehmen, das für Wertschöpfung innerhalb der Region sorgt und Arbeitsplätze schafft muss unterstützt werden, da diese essenziell für uns sind. Auch denken wir, dass durch Qualitätstourismus abwandernde einheimische Jugendliche gehalten werden könnten.
Wir setzen uns dafür ein, die Übernachtungszahlen zu halten und die Qualität innerhalb der Region auszubauen. Weitere große Hotelanlagen auf der grünen Wiese halten wir für nachrangig. Bestehende Anlagen sollten qualitativ aufrüsten – JA – neue Hotelburgen/Appartementhäuser lehnen wir jedoch vorerst ab. Auch Umnutzungen von bestehendem Wohnraum in weitere Ferienwohnungen sehen wir kritisch, da dies den ohnehin schon knappen Wohnungsmarkt weiter anheizt.
Das geplante Hotelprojekt am Königssee sehen wir in DEM Punkt kritisch, da es auch Auswirkungen auf die Marktgemeinde Berchtesgaden hat, vor allem was Verkehr und Infrastruktur anbelangt. Personalwohneinheiten sind hier jedenfalls umzusetzen. Grundsätzlich sind wir aber der Meinung, dass ein touristisches Projekt am dortigen Schandfleck entstehen sollte. Über die Dimension darf man streiten.
Die BBG fordert bereits seit vielen Jahren eine Zentralisierung aller touristischen Organe im „Alpencongress Berchtesgaden“, welche jetzt endlich umgesetzt wird. Wieso hier eine weitere Mio. Euro investiert werden muss, ist uns ein Rätsel. Zusätzlich wäre es sinnvoll einen Infostand oder Schalter im Bahnhof zu betreiben, da Räumlichkeiten und Parkplätze vorhanden wären und wir die klima- und verkehrsfreundliche Anreise mit der Bahn unterstützen sollten. Auch dies war bereits vor 6 Jahren eine Forderung der BBG.
Weiters sind wir nicht damit einverstanden, das die Tourismusregion „Berchtesgaden-Königssee“ weiterhin unter der Marke „Berchtesgadener Land“ mit anderen Gemeinden des mittleren und nördlichen Landkreises durch die BGLT, einer Incomingagentur vermarktet wird.
Hierbei entstehen für den südlichen Landkreis nach unser Auffassung Nachteile, die die Vorteile nicht aufwiegen könne. Der größte ist, dass viele Tagestouristen die „günstig“ im mittleren und nördlichen Landkreis (zusammen ca. 1,25 Mio Übernachtungen) ihren Urlaub verbringen, die hiesige Infrastruktur wie Parkplätze und Straßen nutzen. Hierbei entsteht wenig Wertschöpfung für unsere Gemeinden im Talkessel und eine enorme Belastung für die einheimische Bevölkerung durch den Verkehr. TROTZDEM sind wir der Meinung, dass wir einen Mittelweg aus Tagestouristen und Urlaubern finden müssen. Einen „overtourism“ sehen wir in Berchtesgaden bei weitem nicht.
Das politisch gewollte Konstrukt BGLT hat die BBG schon immer abgelehnt und sie bleibt dabei. Die BGLT ist derzeit zumindest für unseren Verbandsbereich „führunglos“. Ein Produkt, dass sowohl Königsse, wie auch z.B. Saaldorf-Surheim gemeinsam vermarkten soll, ist nach wie vor in unseren Augen nicht vermittelbar.
Die touristische Marke „Berchtesgaden-Königssee“mit Attraktionen wie dem Kehlsteinhaus, Königssee, Salzbergwerk, Haus der Berge und dem Dokumentationszentrum Obersalzberg, ist unser Meinung nach so bekannt, dass eine Bewerbung durch die BGLT nicht weiter nötig ist. Hierbei könnte man auch noch das Bergsteigerdorf Ramsau mit ins Boot holen und die bestehende Marke „Berchtesgaden-Königssee“ erweitern.
Wir sollten die hervorragende Arbeit der BGLT und ihrer Mitarbeiter in unserem Talkessel nutzen, die Mitarbeiter gehören hier in die Region und sollten für die TRBK arbeiten. Derzeit bezahlt die TRBK als Gesellschafter rund 2 Mio. € Budget in die BGLT.
Klingt nach Rückschritt, nach dem Motto: „Wir wollen die alte Kurdirektion zurück“ – aber wir denken, dass bei weitem zu viel Budget in verschiedene Tourismusorganisationen fließt. Daher wäre es ein FORTSCHRITT, wenn wir wieder zurück zu alter Stärke kämen.
Ein weiteres Thema, welches die Gemüter stark erhitzt hat, war die evtl. Schließung der Watzmanntherme nach bereits 20 Jahren Betriebszeit. Hier wurde seitens der TRBK absolut richtig gehandelt und eine Modernisierung beschlossen, welche ein weiteres Bestehen der Watzmanntherme inkl. Schwimmtraining für Schulkinder und Wasserwacht um mindestens 20 weitere Jahre sichert. Hierbei wurden Kosten in Höhe von 17 Mio. Euro für die Tourismusregion veranschlagt. Leider wurde bis heute kein ordentliches Konzept bzw. Planung vorgelegt. Versprochen wurde nur, zukünftig keine Konkurrenz für andere Thermen und Schwimmbäder in der Umgebung darzustellen (obwohl dies damals auch für die Rupertus Therme angedacht war und so NIE eingehalten wurde). Des weiteren sollte eine Ausrichtung rein auf das Thema „Spaß, Spiel und Action“ nochmals überdacht werden, da der Trend nach Wellness, Gesundheit und Entspannung nach wie vor ungebrochen ist und die Therme mit diesem Thema wieder Gästegruppen im besseren Einkommenssegment ansprechen könnte. Die Berchtesgadener Bürgergruppe fordert hier vollständige Transparenz von allen beteiligten, sowie Planung und Umsetzung durch ein Planungsbüro welches auf Hallenbäder spezialisiert ist und dementsprechende Referenzen aufweisen kann. Der Umbau unter dem damaligen Geschäftsführer, welcher wieder rückgebaut wurde, zeugen nicht von großer Kompetenz.
Jedenfalls sind alle Entscheidungen, die auf der (teuren) Tourismusebene fallen, transparenter mit den Mitgliedsgemeinden abzusprechen.
Unser wichtigstes Kapital die Natur, Flora und Fauna, sowie unsere Jahrhunderte alte Geschichte und Tradition darf nicht geopfert werden. Wir sind unseren Nachkommen zum Erhalt unserer aller Lebensgrundlage verpflichtet. Aber wir sind nicht per se oder weil es evtl .gerade „mainstream“ ist, GEGEN alles.
Jedes Projekt bedarf einer eigenen Prüfung, jeder Unternehmer darf auch etwas „unternehmen“.
LEBEN UND LEBEN LASSEN